Der Schulhof als Spielraum - Empfehlungen zur Gestaltung von Schulhöfen

EINIGE VORBEMERKUNGEN

Diese Broschüre soll denjenigen Schuldirektoren, Lehrern, Eltern und Gemeindeverwaltungen, die den traurigen Zustand ihrer Schulhöfe erkannt haben, Anregungen geben und ihnen aufzeigen, wie und mit welchen Hilfsmitteln die offenbaren Mißstände wenigstens teilweise beseitigt werden können.

Schule und Spiel muß kein Gegensatz sein. Oft ist jedoch der Schulhof eher Kasernenhof oder Behelfsparkplatz als ein Ort der Entspannung, des Spiels oder des spielerischen Lernens.

In diesem Zusammenhang möchten wir auf die gesetzlichen Regelungen hinweisen, die im Rundschreiben des Schulamtsleiters (Nr.8 vom 5. Jänner 84) angesprochen wurden. Darin wird vor allem klargestellt, daß der Schulhof nicht als Parkplatz genutzt werden sollte. So geht aus dem Schreiben hervor, daß "aufgrund der staatlichen Normen (Interministerialdekret v. 18.12.75)... die verbaute Fläche des als Schulgrund ausgewiesenen Areals ein Drittel des gesamten Grundstücks nicht übersteigen" darf. "Die übrigen zwei Drittel der Fläche müssen erzieherischen und sportlichen Tätigkeiten im Freien vorbehalten werden."

Doch muß der Schulhof nicht nur dem angestauten Bewegungsdrang der Kinder in der Pause gerecht werden. Er könnte auch:

Spielhof
Lernhof
Turnhof
Veranstaltungshof und Treffpunkt

werden. Vor allem in der unterrichtsfreien Zeit stünde hier eine Struktur zur Verfügung, die in unserer stark verbauten Umwelt oft die einzige erreichbare Spielfläche darstellt. Außerdem entspricht diese Doppelnutzung dem notwendigen pfleglichen Umgang mit der knappen, zur Verfügung stehenden Fläche.

Die Empfehlungen, die wir aus eigener Erfahrung und aufgrund ausländischer Projekte und Publikationen im folgenden aufführen, können zwar meist eine konkrete Planung am jeweiligen Objekt nicht ersetzen, doch können sie Anlaß geben, die Probleme und änderungswünsche mit den Betroffenen zu diskutieren und Lösungen, zumindest richtungsweisend, anzustreben. Erfahrene Planer können diese Lösungsansätze dann in ein realisierbares Projekt umsetzen, die Kosten abschätzen und die Ausschreibungsunterlagen vorbereiten.

Wichtig ist vor allem das Einplanen der unterschiedlichen Bedürfnisse, sowohl der individuellen als auch der altersmäßig bedingten. Ganz allgemein werden auf dem Schulhof folgende Bereiche und Ausstattungen gewünscht:

- Ruhezone mit Sitzmöglichkeiten
- Bereich für Laufspiele
- Spielgeräte - Bodenspiele
- Bereich für Ballspiele mit dazugeh. Ausstattung
- Wiesenfläche
- Tischtennis u.a.m.

Die Rangliste der Wünsche hängt vor allem vom Alter der Benutzergruppe ab und sollte bei der Ausstattung des Schulhofes unbedingt berücksichtigt werden.


M Ö G L I C H E U M B A U M A S S N A H M E N


1. BODENBELAG

Es ist zu prüfen, ob der vorhandene Bodenbelag für das Kinderspiel geeignet ist. Meist ist ein Kompromiß in Bezug auf Pflegeaufwand, Investitionskosten und Sicherheit anzustreben. Möglich sind folgende Belagsarten:
- Wiese
Geringe Investitionskosten / geringe Verletzungsgefahr / hoher Pflegeaufwand / nur bei größeren Flächen sinnvoll;

- Feinasphalt
Vor allem zum Sanieren vorhandener Asphaltbeläge, die meist eine zu grobe Körnung aufweisen / mittlere Investitionskosten / mittl. Verletzungsgefahr;

- Pflastersteine
Gute Gestaltunsmöglichkeiten / hohe Investitionskosten / mittlere Verletzungsgefahr;

- Wassergeb. Decke
z.B. Salurner Splitt oder Tennenbelag - geringe Investitionskosten / mittl. Verletzungsgefahr / kreative Möglichkeiten wie Hüpfspiele, Murmeln usw. / Nach- teil: staubig bei trockener Witterung, nach Regenfällen nicht sofort bespielbar;

- Verbundpflaster
Mittl. Investitionskosten / mittl.Verletzungsgefahr /gute Gestaltungsmöglichkeiten;

- Kunststoffbelag
z.B. Tartan (hohe Investitionskosten / geringe Verletzungsgefahr / witterungsunabhängig / trocknet schnell ab / günstig vor allem für Ballspielflächen.


2. BODENSPIELE

Bodenspiele gibt es in einer großen Vielfalt; sie können ohne besondere Investitionen oder Hilfsmittel auf fast allen Bodenbelägen gespielt werden. Es bietet sich an, diese Spiele mit den Kindern selbst, z.B im Kunstunterricht oder im Laufe einer besonderen Schulfeier, aufzumalen und auszugestalten.

- Dame
- Mühle
- Hüpfspiele wie "Himmel u. Hölle","Wochenspiel",u.a.m.
- Murmelbahnen (auf Sand oder Erdboden!)


3. BALLSPIELE

Besonders wichtig sind Flächen, auf denen Kinder ballspielen können, da dies zumeist in ihrem engeren Siedlungsbereich unmöglich oder verboten ist. Als Bodenbelag eignen sich besonders Kunststoff- beläge oder Feinasphalt, gegebenfalls eine große Wiese.

- Völkerball
- Volleyball, Tennis, Federball (Netz)
- Fußball, Handball, Rasenhockey (Tore)
- Korbball (Korbständer).

Im Winter könnte dieselbe Fläche, bei geeigneter Gestaltung, auch als Natureislaufbahn genutzt werden.


4. SPIELGERÄTE
Hier sollte man relativ unkomplizierte Gruppenspielgeräte, Klettergeräte oder Rutschen vorsehen, die der entsprechenden Altersgruppe angepaßt sind. Hier muß im Einzelfall geprüft werden, was geeignet und angebracht ist. Eine minimale Ausstattung mit Geräten ist vor allem in Hinblick auf die außerschulische Nutzung wünschenswert. Besonders soll in diesem Zusammenhang auf das Aufstellen von Tischtennis-Tischen für Freianlagen hingewiesen werden, da sie von allen Altersklassen gerne angenommen und bespielt werden.


5. AUSSTATTUNG
Unter Ausstattung sind hier diejenigen Elemente aufgeführt, die einen Schulhof möblieren, ergänzen und funktionsfähig machen. Gemeint sind unter anderem:

- Bänke und Sitzmäuerchen
- Abfallbehälter
- Fahrradständer
- Unterstellmöglichkeiten bei Regen
- Trinkwasserzapfstelle
- Schulklasse im Freien (Rundbank o.ä.)
- Schulgarten (umzäunter Gartenbereich für Freilandversuche
- Schulbiotop (Teich, Sumpfwiese, Trockenrasen, Blumenwiese,u.ä.)
- Schattenbereich (Pergola oder Bäume).

Solche Ausstattungsdetails machen einen Schulhof auch in der unterrichtsfreien Zeit interessant, auch für Kinder in Begleitung Erwachsener, die auf diese Weise ihrer Aufsichtspflicht besser nachkommen können.


6. VEGETATION

Wichtig ist bei der Umgestaltung von Schulhöfen auch das grüne Element. Häufig können schon ein paar Bäume oder Sträucher, richtig eingesetzt, eine öde Betonfläche wesentlich aufwerten. Auch in diesem Fall ist die Beurteilung der konkreten Situation ausschlag- gebend.


ABSCHLIESSENDE BEMERKUNGEN

Zum Schluß soll noch die mit der Öffnung von Schulhöfen und Schul- sportanlagen zusammenhängende Problematik angesprochen werden.

Das Hauptargument g e g e n eine Öffnung ist die Frage nach der Verantwortlichkeit. Blicherweise ist der Schulleiter für das Geschehen auf dem Schulgelände haftbar, jedoch nur während der regulären Unterrichtszeit. Außerhalb dieser Zeit ist die Schule nicht betretbar, die Freianlagen sind nicht nutzbar und Fragen nach der Verantwortung demnach ungeklärt.

Sollten bei der Öffnung der Schulfreianlagen seitens der Schuldirektion Bedenken bezüglich der Verantwortung bestehen, so sind folgende Lösungen möglich:

- die Gemeinde teilt auf Anfrage der Schuldirektion mit, daß der Schulhof in der unterrichtsfreien Zeit als öffentlicher Spielplatz angesehen wird. Somit geht für diese Zeit die Verantwortung auf die Gemeinde über, die sich eventuell zusätzlich durch eine Gemeinde- haftpflichtversicherung absichern könnte;

- ein Verein oder eine Gruppe übernimmt für bestimmte Zeiten die Betreuung,und damit die Verantwortung, über die Schulfreianlagen, auf der Grundlage des L.G. Nr. 26 v. 3.8.77 und der Durchfüh- rungsverordnung (Dekret v. 17.11.77, Nr. 54), in denen die Benützung von schulischen Gebäuden, Einrichtungen und A n l a g e n für außerschulische kulturelle und sportliche Tätigkeiten geregelt wird;

- außerhalb der regulären Unterrichtszeit könnten Grundschullehrer im Rahmen der integrativen Tätigkeit (Staatsgesetz Nr. 820 v.24.9.71) für die Betreuung der Schulhöfe eingesetzt werden.

Wichtig für die Identifikation der Benutzer mit "ihrem Schulhof" ist die Einbeziehung a l l e r - Schüler, Lehrer, Eltern - durch Mitarbeit bei der Ausgestaltung, bei Feiern und Festen auf dem Platz, z.B. anläßlich einer möglichen Eröffnungsfeier nach den Umbauarbeiten, was letztendlich einer übertragung von Rechten und Verantwortlichkeiten gleichkommt. Ist der Bereich nicht n u r Pausenhof und somit gleichbedeutend mit "Schule", so wächst die Identifikationsbereitschaft mit diesem Spiel- und Freizeitbereich, und mutwillige Zerstörungen werden mit Sicherheit gering bleiben.

Wichtiger noch als die Erziehung zum Wohlverhalten ist jedoch vor allem das Recht der Kinder auf Bewegungsfreiheit und Spiel in einer Umwelt, die leider immer stärker Freiräume vereinnahmt und dem kindlichen Spieltrieb mit Verboten antwortet. Diese negativen Rahmenbedingungen lassen so manche Aggression und Sachbeschädigung in einem anderen Licht erscheinen. Das heißt nicht, daß Kinder sich nicht auch an Normen und Pflichten zu halten hätten. Doch brauchen sie auch e i g e n e bespielbare Freiräume, um in dieser wenig kinderfreundlichen Umwelt ohne größere Schäden aufwachsen zu können.


B E I S P I E L E

Zur Verdeutlichung und Illustration der vorangehenden Hinweise werden im Anhang einige durchgeführte oder in Ausführung begriffene Projekte vorgestellt. Selbst wenn jede Schulhofsituation ihre Besonderheiten aufweist, so gibt es doch gemeinsame Probleme und Lösungsansätze.

Im Anhang werden verschieden dimensionierte Ballspielanlagen mit ihren Abmessungen dargestellt, um bei einer evtl. Einplanung in die Schulfreiflächen einen Anhaltspunkt für deren notwendigen Flächen- bedarf zu erhalten.

Außerdem belegen ein paar Fotodokumente die derzeitige desolate Situation sowie mögliche Ansätze zur Umgestaltung und Aufwertung bestehender Anlagen.


L I T E R A T U R H I N W E I S E

Bachmann u.a.
"Pause und Schulgelände"
Verlag Pro Juventute, 1981

Bengtsson, A.
"Vom Schulhof zum Spielhof"
Bauverlag GmbH., 1978

Hecke, L.
"Pausenplätze machen Schule"
Comenius Verlag, 1981

Hoyer, K.
"55 Pausenspiele: innen & außen"
A O L Verlag

Kraft, P. (Hrsg.)
"Neue Schulhöfe"
Westermann Verlag, 1980

Winkel, G. (Hrsg.)
"Das Schulgartenhandbuch"
Friedrich Verlag, Seelze 1985


T Y P O L O G I E B A L L S P I E L F E L D E R

1. KLEINES SPIELFELD TYP A 

Maße: 7 x 14 m + Sicherheitsstreifen
Spiele: Federball, Volleyball, Völkerball, Softball, Tennis, Rollschuh; Natureisbahn im Winter
Ausstattung: verstellbares Netz mit Pfosten, evtl. Einzäunung

2. MITTLERES SPIELFELD TYP B

Maße: 12 x 22 m
Spiele: wie oben, zusätzlich Fußball, Handball, Basket
Ausstattung: 2 Basketballständer, 2 Handballtore verstellbares Netz mit Pfosten, evtl. Einzäunung

3. GROSSES SPIELFELD TYP C 

Maße: 26 x 44 m
Spiele: wie oben, jedoch z.T. nebeneinander möglich
Ausstattung: 2 Basketballständer, 2 Handballtore 2 verstellbare Netze mit Pfosten, evtl. Einzäunung

4. LINEARES SPIELFELD TYP D 

Maße: 4 x 25 m
Spiele: Boccia, Kegeln, im Winter: Eisstock
Ausstattung: Einfassung aus Holz oder Beton

5. TABELLE BODENBELÄGE FÜR BALLSPIELFLÄCHEN

 

Belagsart Verfügbarkeit / Belastbarkeit Sicherheit Anlegekosten
  Pflegekosten      
         
Tennenbelag mittel / niedrig hoch mäßig mäßig
Rasen/Wiese mäßig gering hoch niedrig
Feinasfalt hoch / niedrig hoch mäßig mäßig
Kunststoff hoch / niedrig hoch hoch hoch
Kunstrasen hoch / niedrig hoch hoch hoch



Erläuterungen zur Tabelle:

Verfügbarkeit: Nutzungsmöglichkeit nach Regen oder Schneeschmelze

Sicherheit: Verletzungsgefahr bei Stürzen

Tennenbelag: drainierender Schichtaufbau mit unterschiedlicher Körnung und Sand-Lehm-Deckschicht, bzw. Feinsplitt mit bindigen Schluffteilen; benötigt gewisse Restfeuchtigkeit, sonst staubig!

Kunststoff: Bodenbelag auf Polyurethanbasis mit Gummigranulat auf speziellem Unterbau; gute Federungseigenschaften; starke sommerliche Erhitzung

Kunstrasen: mit Quarzsand gesättigte Kunstrasenmatte auf frostsicherm und stabilisierten Schotterunterbau; flächenhafte Drainage;